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Posttraumatische Belastungsstörung

Was versteht man unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung?

Quelle: Dr. med. Oliver Somburg, Chefarzt Diakonie Kliniken Zschadraß​

Jeder Mensch hat natürliche Mechanismen um sich vor äußeren Einwirkungen schützenzu können. Ist die einwirkende physische oder psychische Kraft jedoch unvorhergesehen, übermäßig stark, oder tritt wiederholt mit außergewöhnlicher Intensität auf, so dass die ganz individuell vorhandenen Schutzmechanismen überfordert sind und die körperliche und psychische Integrität verletzt wurde, dann haben diese Einwirkungen einen traumatischen Charakter in der Erlebnisreaktion.

Wie werden Traumata unterschieden?

Unterschieden werden ein Trauma vom Typ I (unmittelbar und intensiv einwirkendesEreignis wie Unfall, Überfall, Vergewaltigung) oder vom Typ II (als wiederholt auftretende z.B. Gewalteinwirkungen, sexueller Missbrauch).

Was sind typische posttraumatische Symptome?

Typische Symptome, die häufig kurz nach dem Erlebnis, aber manchmal auch erstWochen und Monate danach auftreten, sind vor allem Schlafstörungen und Albträume, aber auch das erneute Durchleben der traumatischen Situation oder Teile davon als „Flashback“. Auch aufdrängende Gedanken als Intrusionen sind typisch, eine überhöhte Wachsamkeit und Grundanspannung, vermehrtes Angsterleben, eine erhöhte Wachsamkeit oder ausgeprägte Schreckhaftigkeit und Reizbarkeit. Emotionale Abstumpfung sowie Teilnahmslosigkeit oder die aktive Vermeidung von Aktivitäten, die an das Trauma erinnern, sind ebenfalls typisch. Selten können diese Symptome auch erst nach Jahren auftreten.

Was passiert nach einem erlebten Trauma?

Nach einem erlebten Trauma im definierten Sinn, kommt es sehr häufig zu einer „akuten Belastungsreaktion“ und zu Symptomen der Traumafolge. Die „akute Belastungsreaktion“ ist zeitlich umschrieben und ist normalerweise innerhalb von wenigen Tagen rückläufig. Wenn Symptombildungen verbleiben, dann können diese Symptome eine andere psychische Störung, wie eine Anpassungsstörung oder eine Posttraumatische
Belastungsstörung bahnen. Etwa 10 % der Menschen, die ein akutes Trauma oder wiederholte Traumata erlitten haben, entwickeln eine Posttraumatische Belastungsstörung.

…gibt es andere Verläufe?

Menschen, die Traumata erlebt haben und somit schwere Verletzungen des seelischenGefüges, unterdrücken, verdrängen und verschieben oft den übermäßigen Erlebnisdruck, so dass sie ein erhöhtes Risiko haben, eine Depression, eine Angsterkrankung, eine Suchterkrankung oder eine somatoforme Störung (Schmerzstörung) und andere psychische Störungen zu entwickeln. Der Kern der Psychopathologie, bei dem psychische
Störungen durch ein oder mehrere Traumata verursacht wurden, wird oft erst durch eine umfassende lebensbiografische Anamneseerhebung aufgedeckt. Nicht selten bahnen sich posttraumatische Symptome in Lebensphasen der Ruhe. Die individuelle Konstitution, innerseelische Bereitschaft und Erlebnisverarbeitung sind von Bedeutung, wie traumatische Erfahrungen bewältigt werden können. Körperlich schwere
und schicksalhaft verlaufende Erkrankungen, stattgehabte Einsätze in Kriegs- und Krisengebieten können zu einer Traumaerfahrung werden; aber im Einzelfall auch Jobverlust oder Verlust eines nahestehenden Angehörigen. Auch das unmittelbare Miterleben eines Traumas bei einem anderen, nahestehenden Menschen kann zu Traumafolgestörungen führen.

Wie wird eine Posttraumatische Belastungsstörung behandelt?

Nicht jeder Mensch mit einer „akuten Belastungsreaktion“ nach einem stattgehabtenTrauma benötigt zwingend professionelle Hilfe. Manchmal reicht auch die Unterstützung durch Familie und Freunde oder das Aufsuchen eines psychologischen Beratungsangebots. Wenn jedoch typische posttraumatische Symptome entstehen und der Leidensdruck eher zu- als abnimmt und eine teilweise Posttraumatische
Belastungsstörung, eine Anpassungsstörung oder das Vollbild einer Posttraumatischen Belastungsstörung (alle Symptome sind vorhanden) entsteht, dann ist Psychotherapie im ambulanten, teilstationären oder stationären Setting anzuraten. Üblicherweise erhalten Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung eine traumaspezifische Psychotherapie. Diese setzt jedoch voraus, dass psychotherapeutisch eine Stabilisierung der psychischen Grundreaktionen stattgefunden hat und die Fähigkeit für die Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnisreaktionen besteht. Eine Posttraumatische Belastungsstörung lässt sich in aller Regel erfolgreich behandeln, so dass viele Betroffene wieder zurück in ihren Beruf gehen und ein normales Leben führen können.

Hilfreiche und weiterführende Links zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung:

Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie
Neurologen und Psychiater im Netz