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Schizophrenie

Was ist eine Schizophrenie?

Quelle: Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V.

Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, bei der die Wahrnehmung, das Denken, die Gefühle und das Erleben der eigenen Person der Erkrankten stark verändert sind.

Die Betroffenen durchleben im Rahmen einer Schizophrenie häufig eine akute Psychose, in der sie neben anderen Symptomen insbesondere unter Wahrnehmungsstörungen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen leiden. Häufig fühlen sie sich verfolgt oder von anderen Menschen beeinflusst. Manche verlieren den Bezug zur Realität fast vollständig.

Psychosen kommen meist in Phasen vor und sind in aller Regel vorrübergehend. Manche Patienten erleben eine solche Akutphase nur ein oder zwei Mal. Andere müssen immer wieder oder auch dauerhaft mit der akuten Symptomatik leben und benötigen viel Unterstützung und Verständnis durch ihre nächsten Angehörigen.

Akute Phasen einer Schizophrenie deuten sich oft eine längere Zeit vorher an. Zu den spürbaren Symptomen gehören u. a. eine gewisse Ruhelosigkeit, Angespanntheit, Schlaflosigkeit sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Auch können erste, leichte Halluzinationen wie Stimmenhören wahrgenommen werden.

Welche Formen der Schizophrenie gibt es?

Es gibt verschiedene Formen der Schizophrenie mit jeweils unterschiedlichen Symptomen. Diese zählen zu den häufigsten:
Paranoide Schizophrenie:

Diese Form der Schizophrenie ist meist durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen gekennzeichnet. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen stellen sich vor allem akustische Halluzinationen ein. Dabei hören sie meist Stimmen, und halten diese für real. Das Gefühl, von anderen beeinflusst oder beobachtet zu werden („Ich-Störung“), steht ebenfalls häufig im Vordergrund der Symptomatik. Die Paranoide Schizophrenie ist die häufigste Form.

Schizophrenes Residuum:
Bei einem schizophrenen Residualzustand treten Persönlichkeitsveränderungen auf. Die Betroffenen werden immer passiver, ziehen sich zurück und zeigen eine sogenannte Negativsymptomatik. Diese Form der Schizophrenie tritt bei etwa 2/3 aller Patienten nach einer Akutphase der Schizophrenie auf und gleicht häufig dem Zustand einer mittelgradigen Depression, ist aber nach ICD10 nicht mit einer Depression gleichzusetzen. Zu den typischen Symptomen zählen u.a. Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörung, gedrückte Stimmung oder mangelnde psychosoziale und körperliche Belastung.

Katatone Schizophrenie:
Bei der Katatonen Schizophrenie stehen vor allem psychomotorische Störungen, also Bewegungsauffälligkeiten, im Vordergrund. Hierzu zählen beispielsweise Störungen der Körperhaltung sowie der Bewegungsabläufe. Die Betroffenen verfallen in eine Art Starre, begleitet von Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Häufig sind die Erkrankten in dieser Verfassung nicht mehr ansprechbar. Ein katatoner Zustand kann zu einem medizinischen Notfall werden. Diese Form der Schizophrenie ist sehr selten und tritt meist ebenfalls im jungen Erwachsenenalter auf.

Hebephrene Schizophrenie:
Die Hebephrene Schizophrenie zeigt sich vor allem in Sprach- und Antriebsstörungen sowie ungeordnetem und wirrem Denken. Häufig zeigen sich zuerst Konzentrationsstörungen und Symptome einer Depression, die sich z. B. in schlechter werdenden Noten in der Schule widerspiegeln. Aufgrund ihres meist für andere unverständlichen, bizarren Verhaltens fällt es den Erkrankten schwer, Freundschaften aufzubauen. Die Betroffenen neigen zudem dazu, sich sozial zurückzuziehen und vernachlässigen Aktivitäten und Hobbies. Diese Form der Schizophrenie tritt meist im jungen Erwachsenenalter auf (zwischen 15 und 25 Jahren).

Was sind mögliche Ursachen einer Schizophrenie?

Mögliche Ursachen einer Schizophrenie scheinen vor allem genetische Risiken, eine gewisse Anfälligkeit und Umweltfaktoren zu sein. Damit ist u. a. gemeint, dass sich Menschen nicht gut genug von äußeren Einflüssen abgrenzen können oder Schwierigkeiten haben, adäquat mit Stress umzugehen. Bei vielen Betroffenen kommt es auch häufig erstmalig zum Krankheitsausbruch, wenn es zu gravierenden Lebenseinschnitten oder Belastungen gekommen ist (z. B. Trennung, Tod eines Angehörigen, Prüfungsstress).

Wie häufig kommt die Schizophrenie in Deutschland vor und wen betrifft sie?

Weltweit ist etwa 1 Prozent der Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen. Bei Männern tritt die Erkrankung häufig früher auf (zwischen Pubertät und 25. Lebensjahr), während Frauen vorwiegend zwischen dem 25. – 35. Lebensjahr erkranken. Die Erkrankung verläuft außerdem unterschiedlich. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen ist die Prognose günstig – die Schizophrenie ist nach ca. 10 – 15 Jahren nicht mehr nachweisbar. Die Hälfte der Erkrankten jedoch ist weiterhin und auch dauerhaft von Symptomen betroffen. Bei einem weiteren Viertel verschlimmert sich die Erkrankung im Laufe der Zeit.

Etwa 10 Prozent aller Menschen, die an einer Schizophrenie leiden, sterben durch Suizid. Deshalb ist es gerade bei dieser psychischen Erkrankung wichtig, das Thema Suizidialität offen anzusprechen, wenn sich erste Anzeichen zeigen.

Wie wird eine Schizophrenie behandelt?

Die Schizophrenie ist heute gut behandelbar und besteht meist aus einer individuell abgestimmten Therapie von Medikamenten, Psychotherapie und anderen, speziellen Therapien wie z. B. der Soziotherapie, Ergotherapie sowie Maßnahmen zur kognitiven Rehabilitation. Leider fehlt vielen Betroffenen in der Akutphase die Krankheitseinsicht, weshalb es häufig für die Angehörigen sehr schwierig ist, sie zu einem Arzt- oder Klinikbesuch zu bewegen.

Wichtig für den weiteren Krankheitsverlauf ist es, in nicht akuten Krankheitsphasen Symptome eines erneuten Beginns möglichst frühzeitig (z. B. erste Anzeichen wie Schlaf- und Ruhelosigkeit) wahrzunehmen und den Betroffenen zu veranlassen, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Oftmals kann so ein erneuter Schub verhindert oder zumindest abgemildert werden.
Wichtiger Hinweis:

Trotz der Bemühungen von Angehörigen, Freunden und Bekannten gelingt es nicht immer, einen akut psychotisch erkrankten Menschen von seiner Erkrankung und der Notwendigkeit einer Behandlung zu überzeugen. Für Angehörige bedeutet dies häufig, hilflos zuzusehen, wie der erkrankte Nahestehende leidet und sich trotzdem jeder Hilfe verweigert. Ein schwer auszuhaltender Zustand, insbesondere für Eltern, Partner und Kinder eines Erkrankten. Sie haben Angst, dass der Erkrankte sich und anderen emotional und sozial großen Schaden zufügen könnte.

Hilfreiche und weiterführende Links:

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