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Zwangsstörungen

Was versteht man unter einer Zwangsstörung oder Zwangserkrankung?

Quelle: Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V.

Bei einer Zwangsstörung leiden die Betroffenen an wiederkehrenden, unerwünschten Gedanken und daran, zwanghaften Handlungen nachzugehen. Sie empfinden ihre Zwangsgedanken häufig als bedrohlich, weshalb sie den Drang verspüren, die Gedanken mit anderen Gedanken oder Handlungen „wieder in Ordnung zu bringen“. Dies reduziert, zumindest kurzfristig, die mit den Gedanken einhergehenden Ängste oder Anspannungen. Deshalb ist es den Betroffenen meist nicht oder nur sehr schwer möglich, auf die Zwangshandlungen zu verzichten.

Beispielhaft sei hier der Kontrollzwang genannt, der Betroffene wieder und wieder dazu nötigt, zu überprüfen ob sie z.B. nicht vergessen haben, die Haustüre zu schließen. Während beinahe jeder schon einmal eine Sache (z. B. Kaffeemaschine ausschalten) ein oder zwei Mal überprüft hat, gerät dies bei Menschen mit einer Zwangsstörung außer Kontrolle. Sie überprüfen dieselbe Sache in kurzen Zeitabständen immer wieder – oft wohl wissend, dass die zwanghafte Überprüfung und Kontrolle der Situation keinen Sinn macht. Dennoch ist der Zwang so groß, dass sie nicht anders können.

Zu den häufigsten Zwängen gehören der Kontroll-, Zähl-, Reinigungs- oder Waschzwang.

Wie entsteht eine Zwangsstörung?

Eine Zwangsstörung entsteht meist erst beim Zusammentreffen verschiedener Risikofaktoren und anderen Vorbedingungen. So weiß man heute z. B. dass das Risiko, an einer Zwangsstörung zu erkranken bei Kindern von Eltern, bei denen ein Elternteil ebenfalls erkrankt ist, erhöht ist. Auch sind bei von einer Zwangsstörung Betroffenen bestimmte Hirnareale hyperaktiv und werden durch bestimmte Neurotransmitter wie Serotonin oder Dopamin beeinflusst. Daneben können auch ein überfordernder Erziehungsstil (z. B. zu früh zu hohe Erwartungen, zu viel Kritik) oder traumatische Ereignisse eine Zwangsstörung zum Ausbruch bringen.

Häufig entsteht eine Zwangsstörung schleichend und über einen längeren Zeitraum.

Menschen, die an einer Zwangsstörung erkranken, haben auch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten weiterer psychischer Störungen, wie z. B. Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen.

Wie häufig kommt eine Zwangsstörung vor und wen betrifft sie?

Die Zwangsstörung oder Zwangserkrankung ist die vierthäufigste psychische Störung. In Deutschland sind etwa 2 – 3 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Besonders häufig tritt die Erkrankung im Alter von 12-14 Jahren und im Alter von 20-22 Jahren auf, wobei insgesamt bei etwa 85% aller Betroffenen die Zwangserkrankung noch vor dem 30. Lebensjahr beginnt. Die Zwangserkrankung ist nicht mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung gleichzusetzen, wobei bis zu 30 Prozent der Patienten mit Zwangserkrankungen auch von einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung betroffen sind.

Wie behandelt man eine Zwangsstörung?

In der Regel lässt sich eine Zwangsstörung gut behandeln. Als besonders effektiv hat sich hierbei eine Kombination aus einer psychotherapeutischen Behandlung (kognitive Verhaltenstherapie) mit einer medikamentösen Therapie herausgestellt. Manchmal erhalten Patienten aber auch nur das eine oder andere.

Weitere wirksame Maßnahmen können der Besuch in einer Selbsthilfegruppe oder ein Achtsamkeitstraining sein.

Meist ist die Einbeziehung der Angehörigen im Rahmen der Behandlung notwendig, vor allem, wenn die Zwangsstörung schon länger besteht, da diese dann häufig selbst Teil des Zwangssystems geworden sind und zum Beispiel in Zwangsrituale eingebunden werden oder sich dem Zwang anpassend ihr eigenes Verhalten geändert haben („Co-Abhängigkeit“).

Hilfreiche und weiterführende Links:

Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e. V.
Psychiatrienetz
Therapie.de