Suchterkrankungen
Was versteht man unter einer Suchterkrankung?
Quelle: Dr. med. Oliver Somburg, Chefarzt Diakonie Kliniken Zschadraß
- Starkes Verlangen, Suchtmittel zu konsumieren oder ein Verhalten immer wieder zu tu
- Kontrollverlust über Menge/Häufigkeit; Zeitpunkt und Dauer des Konsums/der Ausübung einer Tätigkeit;
- Entzugserscheinungen (sowohl körperlich als auch psychisch) Toleranzentwicklung, d. h. körperlich und psychisch tritt beim Substanzkonsum dem Verhalten Gewöhnung ein, so dass die Dosis gesteigert wird, um den gewünschten Effekt zu erzielen;
- gewünschten Effekt zu erzielen;
- zunehmender Verlust an Interessen und sozialer Rückzug, während die Substanz /die Tätigkeit oder das Besorgen der Substanz, das Ausüben wichtig sind;der Tätigkeit nur nochBetroffenen klar ist, dass seine Abhängigkeit / Sucht besteht und schädlich für ihn
- der Konsum oder die abhängig machende Tätigkeit wird fortgesetzt, obwohl dem ist.
Welche Formen der Suchterkrankung gibt es?
Arbeitssucht. Stoffgebundene und nicht-stoffgebundene Süchte können gleichzeitig vorliegen sowie einMultisubstanzgebrauch und eine Polytoxikomanie.
Wie entsteht eine Abhängigkeit oder Sucht?
Die Entwicklung einer Suchterkrankung ist ein komplexer Vorgang, bei dem lebensbiografische Bereitschaften und lebenssituative Faktoren, hirnbiologisch-strukturelle und neurochemische sowie sozio-kulturelle und zwischenmenschliche Einflüsse eine Rolle spielen. Der Konsum einer Substanz wird häufig als angenehm erlebt, der Effekt kompensiert ein bestimmtes Bedürfnis, gleicht intrapsychisch Disharmonien aus oder
entspannt; regt an oder gibt das Gefühl besser drauf zu sein. Dieser positive Effekt wird beim nächsten Konsum wieder gesucht. Das Gehirn bzw. der
gesamte Organismus adaptiert jedoch häufig mit der Zeit, so dass es zu einer Dosissteigerung kommt um den Effekt wieder zu erreichen. Der negative Effekt, beim Nachlassen der Wirkung, wird um so intensiver erlebt und als ‚Craving‘ bezeichnet, d.h. ein gesteigertes Verlangen, erneut die Substanz sich zu verabreichen oder die Tätigkeit auszuüben. Allmählich verschieben sich beim Fortsetzen des dysfunktionalen Verhaltens oder auch Suchtverhalten die Wahrnehmung, das Fühlen und Denken für die Prioritäten des Alltags. Alles wird dem Konsum und dem Besorgen der Suchstoffe untergeordnet und negative Konsequenzen (gesundheitlich, beruflich, familiär und sozial) billigend in Kauf genommen. Menschen, bei denen die Eltern bereits eine Suchterkrankung hatten, haben ein deutlich höheres Risiko, ebenfalls eine Suchterkrankung zu entwickeln, insbesondere wenn
maladaptive und dysfunktionale Bewältigungsstrategien im Alltag zu wiederholten Versagenszuständen führen.
Wie wird eine Suchterkrankung behandelt, was ist „Änderungsmotivation“?
Bei einer stoffgebundenen Abhängigkeit ist die vollständige Abstinenz und ist dasAnnehmen professioneller Hilfe Voraussetzung, um von der Sucht loszukommen. Die Änderungsmotivation ist hierbei entscheidend. Hierbei ist wissenschaftlich robust untersucht, dass am Anfang der Änderungsmotivation häufig fremdmotiviert Rat oder Hilfe gesucht wird, weil jemand Nahestehendes beispielsweise in Bezug auf Alkoholkonsum meint: „du trinkst zu viel“. Bei der zweiten Phase ist es dem Betroffenen durchaus bewusst, dass er zu viel trinkt, aber er möchte andererseits auch nicht darauf verzichten. In der dritten Phase realisiere der Betroffene: ich schaffe es nicht allein, davon loszukommen, ich brauche professionelle Hilfe. Wenn diese angenommen und den Behandlungen und Empfehlungen gefolgt wurde, kommt es in der nächsten Phase auf die
tägliche Erhaltung der Suchtabstinenz an, z.B. durch das regelmäßige Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe.
Bei schweren Suchterkrankungen mit entsprechenden Folgeschäden (körperlich, finanziell oder sozial) ist ein stationärer Aufenthalt meist unumgänglich. Eine Entzugsbehandlung und eine anschließende Entwöhnungsbehandlung sind wirksam um die Suchtmechanismen akut und vor allem langfristig zu überwinden und wieder zu ‚verlernen‘. Ein nicht unerheblicher Teil derer, die eine Entzugs- und eine Entwöhnungsbehandlung
absolviert haben, erleiden einen Rückfall – manchmal auch wiederholt. Dies ist Teil der Suchterkrankung, so dass es auch um das Erreichen eines möglichst langen Abstinenzintervall geht. Eine professionelle Nachsorge kann das Risiko für einen Rückfall deutlich senken. Eine lebenslange Abstinenz von Suchtstoffen und süchtigem Verhalten ist zwingend notwendig um keinen oder möglichst wenige Rückfalle zu erleiden.
Doppeldiagnose
Was versteht man unter einer Doppeldiagnose?
Bei Menschen, die psychische Erkrankungen haben, kann zusätzlich eine Abhängigkeits- oder Suchterkrankung auftreten. Durch eine bestehende Suchterkrankung können ebenfalls zusätzlich psychische Störungen von Krankheitswert ausgelöst werden und sich entwickeln. Vor allem drogeninduzierte Psychosen sind nicht selten bereits in der Bereitschaft bestehende und durch den Drogenkonsum ausgelöste psychische Erkrankungen, wie z.B. Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis.
Wie wird eine Suchterkrankung im Rahmen einer Doppeldiagnose behandelt?
Die Behandlung von Betroffenen mit Doppeldiagnosen benötigt eine besonderefachpsychiatrische Expertise und ein darauf ausgerichtetes Behandlungssetting und Therapiekonzept.
Hilfreiche und weiterführende Links:
Blaues Kreuz – Wege aus der Sucht
Neurologen und Psychiater im Netz
Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen
Fachverband Sucht e. V.
Fachverband Sucht e. V. – Wohin können sich Betroffene und Angehörige wenden?
Medizininfo
Bundesverband der Elternkreise suchtgefährdeter und suchtkranker Söhne und Töchter e. V. (BVEK)